Pressemitteilung
Änderung bei den Fernwärme-Verträgen auf dem Lerchenberg
Kritik der ÖDP an Kurzzeitverträgen
Die Lerchenberger Fernwärmeversorgung ist wegen hoher Kosten schon immer umstritten. Die Ursachen sind vielschichtig, so der Lerchenberger Sachkenner Hartmut Rencker. Zu bedenken ist allerdings, dass der Lerchenberg, abgesehen von einer begrenzten Vorlieferung aus dem Stadtnetz, ausschließlich mit fossilem Erdgas beheizt wird.
Schon immer beklagt Rencker die außerordentlich hohen Leitungsverluste sowohl im Netz als auch auf der Verbraucherseite. Besonders ungünstig ist die Verlustrate im Sommer, wenn zur legionellensicheren Aufwärmung von Brauchwasser ein voluminöses Netz unter hoher Temperatur gehalten werden muss. Diese Verluste treiben den Arbeitspreis in die Höhe. Zusätzlich fallen bei den unter Anschlusszwang stehenden Abnehmern Verluste in der Boiler-Vorhaltung mit streckenweise unisoliert einzementierten Zirkulationsleitungen an, die sich bei den Häuslebauern auf täglich 10 bis 15 kWh = ca. 1000 Euro im Jahr belaufen. Es liegt also nicht alles am „bösen“ Heizwerk.
Nunmehr laufen die Verträge der Lerchenberger Fernwärme-Pflichtkunden im Fünfjahrestakt aus. Wegen der unüberschaubaren Entwicklung der Energiesituation bietet der Versorger, die Mainzer Wärme plus, nur noch Jahresverträge an. Es geht dabei um den Inhalt und eher nicht um die Versorgung im Winter. Denkbar ist allerdings eine Absenkung der Vorlauftemperatur bis hin zur Abschaltung im Sommer. „Eine Abschaltung ist kein grundsätzliches Problem, weil es als Alternative elektrische Durchlauferhitzer und Nachheizelemente für die Boilervorhaltung gibt“, meint Hartmut Rencker. Über die Hintergründe der angebotenen Kurzzeitverträge schweigt man sich aus. „Dieses Stillschweigen ist nicht vertrauensbildend“, so Dr. Claudius Moseler, Stadtrat der ÖDP.
Auffällig ist, dass der wegen ungünstiger Gestehung derzeit mit über 20 Cent pro kWh extrem teure Arbeitspreis auf erträglichere 17 Cent gesenkt werden soll, allerdings um den Preis der Erhöhung verbrauchsunabhängiger Grundkosten. So soll allein der jährliche Abrechnungspreis nur zur Ausstellung der Einzelrechnungen von netto 97,80 auf 124,99 Euro + Mehrwertsteuer springen. Dazu kommen noch weitere erhebliche verbrauchsunabhängige Grundkosten von fast 1000 Euro im Jahr. „Das ist heftig. Natürlich ist das Heizwerk auf Einnahmen angewiesen, aber umweltpolitisch ist eine ´kosmetische´ Verschiebung vom teuren Arbeitspreis in die Festkosten kontraproduktiv“, kritisiert Rencker. Es bleibt abzuwarten, wie der Versorger nun auf seine Eingabe reagiert. Ansonsten ist die Politik gefordert, bessere Vorgaben für die als Heilsbringer gehandelte Fernwärme zu entwickeln.